Fulda

Fulda
1Fụl|da, die; -:
Quellfluss der Weser.
2Fụl|da:
Stadt an der 1Fulda.

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I
Fụlda,
 
1) die, einer der beiden Quellflüsse der Weser, 218 km lang, entspringt am Südhang der Wasserkuppe (Rhön), nimmt die Eder auf und vereinigt sich bei Hann. Münden mit der Werra zur Weser; die Fulda ist auf 109 km schiffbar.
 
 
 2) Kreisstadt im Regierungsbezirk Kassel, Hessen, 257 m über dem Meeresspiegel, 61 000 Einwohner; in dem von der Fulda durchflossenen Fuldaer Becken zwischen Rhön und Vogelsberg gelegen, kranzartig von Basalt- und Muschelkalkkuppen umrahmt; katholischer Bischofssitz; Sitz des Präsidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages; Theologische Fakultät Fulda, Fachhochschule, Schlossmuseum, Vonderau-Museum, Dommuseum, Deutsches Feuerwehrmuseum. Die Industrie stellt Textilien (technische Gewebe, Filz, Teppiche), Reifen, Wachswaren, Kugellager, Papier, Thermometer u. a. her.
 
 
Fulda hat einen in Teilen erhaltenen mittelalterlichen Mauerring. Die Michaelskirche geht auf eine klösterliche Friedhofskapelle (820-822) zurück, deren Vorbild die Jerusalemer Grabeskirche war (im 10.-12. Jahrhundert umgebaut, nur die Krypta ist erhalten). Die Kirche der Benediktinerinnenabtei Santa Maria (1626-31) wurde erst 1678 vollendet. Der barocke Dom Sankt Salvator und Bonifatius mit dem Grab des heiligen Bonifatius wurde an der Stelle der alten Stiftskirche mit Doppelchoranlage (819 geweiht, im 12. Jahrhundert teilweise erneuert) 1704-12 von J. Dientzenhofer unter Einbeziehung der beiden Türme errichtet. Weitere Bauten des 18. Jahrhunderts, die das heutige Stadtbild weitgehend prägen: Stadtpfarrkirche Sankt Blasius (1771-85); fürstäbtliches Residenzschloss (Vorgängerbau der mittelalterlichen Burg 1607-12 zum Renaissanceschloss umgestaltet, 1706-14 nach Plänen von Dientzenhofer großzügig ausgebaut, westlicher Flügel 1719-21 mit Kaisersaal, ab 1726, und Spiegelkabinett, 1757-59); Orangerie (1722-25 nach Plänen von M. von Welsch, ein Hauptwerk deutscher Barockbaukunst); Hauptwache (1757-59); Paulustor (1711; 1771 versetzt).
 
Fulda ist von mehreren Klöstern umgeben: im Norden das Franziskanerkloster Frauenberg (809 gegründet, 1623 den Franziskanern übertragen, jetzt Barockbau mit guter Ausstattung), im Osten die Benediktinerpropstei Petersberg (836 geweiht, karolingische Wandmalereien in der Krypta, Kirche 10.-15. Jahrhundert), im Süden Johannesberg (811 geweiht, Barockkirche 1686-91, nach 1726 Ausbau der Propsteigebäude zu einer repräsentativen barocken Anlage mit Garten), im Westen die Benediktinerpropstei Andreasberg (um 1018 gegründet, Kirche 1023 geweiht, in der Krypta Wandmalereien der Zeit, Umbau im 18. Jahrhundert).
 
 
Ein auf altem germanisch-keltischem Siedlungsgebiet entstandener fränkischer Hof (um 500) wurde um 700 von den Sachsen zerstört. 744 gründete Bonifatius mithilfe seines Schülers Sturmius (* um 715, ✝ 779), der dessen erster Abt wurde, das Benediktinerkloster, dem durch königliche und päpstliche Privilegien rasch eine besondere Stellung (751 unmittelbar dem Papst unterstellt, 765 Reichsabtei, 774 Verleihung der Immunität) zufiel. Unter Hrabanus Maurus erlangte die Klosterschule eine führende Rolle in Europa, und die Klosterbibliothek wurde zu einer der bedeutendsten Bibliotheken im deutschen Sprachraum (über 1 000 Handschriften, nach 1632 verloren gegangen). Seit 968 stellten die Äbte den Primas der Benediktineräbte Germaniens und Galliens, 1220 wurden sie zu Reichsfürsten erhoben. - Die im 8. Jahrhundert außerhalb des Klosterbezirks entstandene Siedlung erhielt 1019 Markt-, Münz- und Zollrecht und um 1114 wohl Stadtrecht; 1344-1523 unterstand sie der Vogtei des Klosters. Nach 1571 wurde Fulda geistiges Zentrum der Gegenreformation. 1734 wurde die Jesuitenschule zur Universität erhoben. 1741-61 bestand in Fulda eine Fayence-, 1764-89 eine Porzellanmanufaktur. Das 1752 gegründete Fürstbistum Fulda (Fulda 4) fiel 1803 an Nassau-Oranien; das Kloster wurde säkularisiert, die Universität aufgehoben. 1806-10 stand Fulda unter französischer Verwaltung, 1810 wurde es in das Großherzogtum Frankfurt eingegliedert und fiel 1815 an Hessen-Kassel. 1866 kam Fulda an Preußen.
 
 
 3) Landkreis in Hessen, Regierungsbezirk Kassel, 1 380 km2, 217 100 Einwohner; erstreckt sich von den Osthängen des Vogelsbergs über das Fuldaer Becken und den südlichen Teil des Fulda-Haune-Tafellands bis in die Rhön. Im waldfreien Fuldaer Becken mit überwiegend fruchtbaren Kalk- und Lössböden intensive ackerbauliche Nutzung; in den Höhenlagen, besonders in der Rhön, Grünlandwirtschaft und Fremdenverkehr. Die dazwischen liegenden Buntsandsteingebiete sind bewaldet. Neben der Industrie in der Kreisstadt Fulda ist die Industrie der Steine und Erden (Zementwerke, Kalibergbau) bedeutend. Durch die innerdeutsche Grenze verlor der Fuldaer Raum nach 1945 seine Mittlerfunktion zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und dem Thüringer Becken. Nach der deutschen Wiedervereinigung gewann der Fuldaer Raum seine zentrale Funktion in der Mitte Deutschlands zurück, was durch die guten Verkehrsverbindungen (ICE-Knotenpunkt im Nord-Süd- und Ost-West-Verkehr) nachhaltig gefördert wird.
 
 4) Bistum, 1752 für das Gebiet der Fürstabtei gegründetes Fürstbistum, nach der Säkularisation (1803) 1821 als Bistum neu errichtet und der Oberrheinischen Kirchenprovinz (Freiburg im Breisgau) unterstellt; 1929 im preußischen Konkordat neu umschrieben und der Kirchenprovinz Paderborn unterstellt. Durch die Teilung Deutschlands 1945 wurde das Bistum Fulda ebenfalls geteilt. Für den thüringischen Teil (das Bischöfliche Kommissariat Heiligenstadt und die Dekanate Erfurt, Weimar und Geisa) wurde in Erfurt ein Generalvikariat errichtet; ab 1973 Bestandteil des Bischöflichen Amtes Erfurt-Meiningen. 1994 wurde der thüringische Teil (mit Ausnahme des Dekanats Geisa) dem neu errichteten Bistum Erfurt eingegliedert. Bischof ist seit 2001 Heinz Josef Algermissen (* 1943). katholische Kirche (Übersicht)
 
II
Fụlda,
 
Ludwig, Schriftsteller, * Frankfurt am Main 15. 7. 1862, ✝ Berlin 30. 3. 1939; war 1889 in Berlin Mitbegründer der »Freien Bühne«, 1923-28 erster Präsident des deutschen PEN-Zentrums, 1926 zweiter Vorsitzender der Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste, 1933 aus dieser ausgeschlossen; durch die nationalsozialistische Judenverfolgung zum Selbstmord getrieben. - Fulda war zunächst Naturalist (von P. Heyse und H. Ibsen beeinflusste Gesellschaftsdramen), dann Neuromantiker (Vers- und Märchendramen); bedeutender sind seine Übersetzungen (Molière, E. Rostand, spanische Lustspiele u. a.).
 
Werke: Bühnenstücke: Die Aufrichtigen (1883); Der Talisman (1893); Jugendfreunde (1898); Maskerade (1904).
 
Gedichte: Gedichte (1890); Neue Gedichte (1900); Das Buch der Epigramme (1920).
 
Essays: Aus der Werkstatt (1904).

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1Fụl|da, die; -: Quellfluss der Weser.
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2Fụl|da: Stadt an der 1Fulda.

Universal-Lexikon. 2012.

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